„Die Grundschule ist genau der Ort, an dem ich später arbeiten möchte“

Deborah Levi hat bei ihrer ersten Teilnahme an den Olympischen Winterspielen in Peking Gold im Zweierbob der Frauen gewonnen. Levi meistert den Spagat zwischen Spitzensport und Studium bravourös. An der Goethe-Universität in Frankfurt studiert die Dillenburgerin Lehramt an Grundschulen. Wir haben mit ihr gesprochen.

Frau Levi, herzlichen Glückwunsch - Sie waren das erste Mal bei Olympia dabei und haben direkt eine Goldmedaille gewonnen. Wie fühlt man sich da?
Vielen lieben Dank! Es ist ein überwältigendes Gefühl! Allein die Teilnahme an den Olympischen Spielen war für meine Pilotin und mich ein lebenslanger Traum, für den wir die letzten Jahre hart gearbeitet haben und den wir uns gemeinsam erfüllen konnten. Dass wir am Ende nun mit Gold nach Hause gefahren sind, hat all unsere Erwartungen übertroffen.

Sie studieren zusätzlich zum Leistungssport Grundschullehramt an der Goethe-Universität in Frankfurt. Wie schaffen Sie es, das alles unter einen Hut zu bringen?
Dank der Kooperation zwischen dem Olympiastützpunkt in Frankfurt und der Goethe-Universität habe ich Möglichkeiten, mein Studium nach meinem Leistungssport zu richten. Ich habe neben meinem Laufbahnberater Bernd Brückmann, der vorrangig für eine optimale Abstimmung von Sport und Studium verantwortlich ist, auch in den verschiedenen Fachbereichen Ansprechpartnerinnen. Diese kann ich unter anderem kontaktieren, wenn sich beispielsweise Klausur- und Wettkampftermine überschneiden. Sie helfen mir dann, Lösungen oder Alternativen zu finden.

Was hat Sie gereizt, Lehrerin zu werden? Und wie kamen Sie zu dem Entschluss, letztendlich Grundschullehramt zu studieren?
Ich habe schon in meiner Jugend sehr gerne mit Kindern gearbeitet und Klavierunterricht oder Nachhilfe gegeben. Nach dem Abitur habe ich mich entschlossen, ein Jahr im Rahmen eines freiwilligen sozialen Jahres (FSJ) in einer Grundschule zu arbeiten, bevor ich mich für das Studium entscheide. Diese Zeit hat mir verdeutlicht, dass die Grundschule genau der Ort ist, an dem ich später arbeiten möchte.

Deborah Levi bei der Ankunft am Frankfurter Flughafen nach den Olympischen Winterspielen in Peking

Gerade Sport kann einen großen Teil zur Persönlichkeitsentwicklung der Kinder beitragen, indem sie lernen, mutig durch das Leben zu gehen und sich nicht scheuen, neue Dinge auszuprobieren.

Deborah Levi Olympiasiegerin im Zweierbob

Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn Sie dann irgendwann einmal als Lehrerin vor einer Schulklasse stehen?
Ich freue mich am meisten auf die abwechslungsreiche Arbeit mit den Kindern, vor allem im Sportunterricht. Gerade Sport kann auch einen großen Teil zur Persönlichkeitsentwicklung der Kinder beitragen, indem sie lernen, mutig durch das Leben zu gehen und sich nicht scheuen, neue Dinge auszuprobieren.

Sie waren Sprinterin, sind jetzt Anschieberin im Bob: Was werden Sie mitnehmen können aus dem Spitzensport für die Arbeit mit den Kindern in der Schule?
Es braucht in allen Bereichen des Lebens Durchhaltevermögen und Ausdauer. Außerdem habe ich gelernt, dass Geduld und ein unterstützendes Umfeld ausschlaggebend sind, um eigene Ziele erreichen zu können. Ich möchte den Kindern aber auch ein Vorbild als schwarze Frau sein, eigene Wege einzuschlagen, auch wenn sie von außen ungewöhnlich erscheinen. Repräsentation schaffen, wo sie sonst nicht gegeben ist.

Was sind Ihre Ziele für die kommenden Jahre – im Sport, sowie im Studium?
Sportlich plane ich noch einen Olympiazyklus, also bis 2026. Zwischendurch möchte ich mein erstes Staatsexamen abschließen, um zeitnah in das Referendariat einzusteigen. Ob dies vor oder nach dem Karriereende geschieht, werde ich noch entscheiden müssen.