Kultusminister Lorz bei Pressekonferenz zum Schuljahresbeginn

Hessisches Ministerium für Kultus, Bildung und Chancen

Verlässlichkeit und Qualität – Hessen startet in das neue Schuljahr

Kultusminister Lorz: „Wir haben uns in den vergangenen Jahren darauf konzentriert, die Qualität der Bildung in den Fokus zu nehmen und einen stabilen und verlässlichen Rahmen für die Arbeit der Lehrkräfte an den Schulen zu setzen. Diesen Weg werden wir auch im neuen Schuljahr weitergehen.“ 

  • 798.000 Schülerinnen und Schüler, 60.900 Erstklässler
  • 3.300 neue Stellen für Lehrkräfte – insgesamt 59.000
  • Verpflichtende Deutschförderung für 19.000 Vorschulkinder
  • Ausbau von Angeboten zur psychischen Gesundheit
  • Schulversuch mit jetzt 9.000 Jugendlichen im neuen Fach Digitale Welt 
  • Drei Viertel der Grundschulen mit Ganztagsprogramm

In dieser Woche sind rund 798.000 Kinder und Jugendliche an 1.804 Schulen in Hessen wieder in den Unterrichtsalltag gestartet. 60.900 Kinder starten in die erste Klasse. Die Gesamtzahl der Schülerinnen und Schüler steigt um 16.000, bei den Erstklässlerinnen und Erstklässlern sind es 3.700 mehr. „Wir freuen uns sehr, dass es nun wieder losgeht, und blicken guten Mutes auf das kommende Schuljahr“, sagte Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz heute in Wiesbaden anlässlich der Pressekonferenz zum Schulstart. „Wir haben uns in den vergangenen Jahren darauf konzentriert, die Qualität der Bildung in den Fokus zu nehmen und einen stabilen und verlässlichen Rahmen für die Arbeit der Lehrkräfte an den Schulen zu setzen. Diesen Weg werden wir im neuen Schuljahr weitergehen.“

Bildungsetat steigt auf mehr als fünf Milliarden Euro

Der Bildungsetat steigt auf ein Rekordhoch. Er liegt in diesem Jahr knapp unter fünf Milliarden Euro, im Jahr 2024 erreicht er eine Höhe von 5,1 Milliarden Euro. Zudem gibt es dank 3.300 neuer Stellen für Lehrerinnen und Lehrer im Haushalt 2023 in diesem Schuljahr mit voraussichtlich mehr als 64.000 Lehrkräften so viele wie noch nie. Seit dem Jahr 2014 ist die Zahl der Stellen kontinuierlich um rund 8.500 auf jetzt fast 59.000 Stellen gestiegen.

„Hessen steht im Vergleich mit anderen Ländern gut da“, sagte Lorz und wies zugleich darauf hin, dass die Herausforderungen, ausreichend qualifizierte Bewerberinnen und Bewerber als Lehrkräfte zu gewinnen, zunähmen. „Der demografische Wandel, den alle Branchen spüren, macht auch vor den Schulen nicht halt. Mit einer Reihe konkreter Maßnahmen kümmern wir uns intensiv darum, dass alle Stellen bestmöglich besetzt werden können.“ Dazu gehören die seit dem Jahr 2015 – nach dem Anstieg der Geburtenrate – ergriffenen Maßnahmen wie die Ausweitung der Kapazitäten für das Lehramtsstudium, den Vorbereitungsdienst (Referendariat) oder die Programme zur Qualifizierung von Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern. Rund 1.250 Personen sind seit dem Jahr 2015 durch Quereinstiegs- und Weiterbildungsmaßnahmen als Lehrkräfte gewonnen worden. Mit einer eigens konzipierten landesweiten Initiative („Die Zukunft braucht dich: Werde Lehrerin oder Lehrer in Hessen!“), die unter anderem mit ihrem Zukunftsbus bereits mehr als 7.500 Jugendliche in den Schulen erreicht hat, werden schon die heutigen Schülerinnen und Schüler angesprochen, um sie für den Beruf als Lehrkraft zu begeistern. Regelmäßige Abfragen des Kultusministeriums an Schulen und unter Lehrkräften zur Unterstützung im Ruhestand, Verlängerung der Dienstzeit, zur Aufstockung in Teilzeit oder Arbeit in Elternzeit sowie Abordnungen an Grundschulen haben aktuell zu mehr als 700 weiteren Stellenbesetzungen geführt. Die Eingangsbesoldung aller Grundschullehrkräfte wird von jetzt an schrittweise von A12 auf A13 angehoben. „Unsere Lehrerinnen und Lehrer kümmern sich tagtäglich mit großer Einsatzbereitschaft um die Bildung und damit die Zukunft unserer Kinder. Für uns hat die bestmögliche Versorgung der Schulen mit Lehrkräften und guter Unterricht höchste Priorität – darauf können sich die Eltern verlassen“, sagte der Kultusminister.

Konsequente Deutschförderung schon bei den Kleinsten

Hessen ist eines der Länder mit dem höchsten Migrationsanteil. Das Erlernen der deutschen Sprache ist der entscheidende Schlüssel zu schulischem Erfolg, gesellschaftlicher Teilhabe und Bildungsgerechtigkeit. Dafür werden Schülerinnen und Schüler mit und ohne Migrationsgeschichte beim Deutschlernen vielfältig unterstützt:

  • Als Vorreiter setzt Hessen seit Jahren auf verpflichtende, einjährige Vorlaufkurse für alle Kinder im Vorschulalter mit Schwierigkeiten in Deutsch. Etwa 19.000 Kinder werden dieses Jahr daran teilnehmen (2022/2023: rund 17.500)
  • Zusätzliche Deutschstunde in der dritten und vierten Jahrgangsstufe zur Übung und Vertiefung als Vorbereitung für den Wechsel auf die weiterführende Schule
  • Ein Grundwortschatz, den jedes Kind am Ende der Grundschule kennen muss
  • Erlernen einer verbundenen Handschrift und kein „Schreiben nach Gehör“
  • Mit diesem Schuljahr an werden Rechtschreibfehler in allen Fächern der neunten und zehnten Jahrgangsstufe gemäß Fehlerindex bewertet
  • Ab dem zweiten Halbjahr der ersten Klasse werden Rechtschreibfehler korrigiert
  • Verstärkte Leseförderung durch eine Mindestanzahl zu lesender Lektüren in der Sekundarstufe I

Ganztagsausbau schreitet kontinuierlich voran

Statt einer verpflichtenden Ganztagsschule für alle setzt das Land weiterhin auf die Vielfalt freiwilliger Ganztagsangebote. Dadurch kommt Hessen dem Elternwunsch nach einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf immer stärker nach.

  • 350 zusätzliche Lehrerstellen für die Schulen (rund 4.700 insgesamt). Im Vergleich zum Jahr 2014 stehen damit drei Mal so viele Lehrerstellen zur Verfügung
  • Rund 500 Schulen erweitern ihr Angebotsprofil, passen es an oder haben erstmals Ganztagsangebote
  • Nahezu drei Viertel der Grundschulen arbeiten inzwischen in einem Ganztagsprogramm
  • Rund 66 Prozent der Grundschulen werden mit diesem Schuljahr in Profil 2, in Profil 3 oder im Pakt für den Ganztag arbeiten und damit ein Platzangebot über acht Stunden an fünf Tagen der Woche haben
  • 94 Prozent der weiterführenden Schulen bieten ganztägige Angebote an

Eltern verfügen dadurch über ein verlässliches Bildungs- und Betreuungsangebot an Schulen, das noch weiter gestärkt wird. Auf den vom Schuljahr 2026/2027 an schrittweise startenden Rechtsanspruch auf ganztägige Förderung von Kindern im Grundschulalter ist Hessen vorbereitet.

Integration geflüchteter Kinder und Jugendlicher

Noch nie – auch nicht während der Flüchtlingswelle der Jahre 2015 und 2016 – kamen in so kurzer Zeit so viele schulpflichtige Kinder und Jugendliche nach Hessen wie im vergangenen Schuljahr, und noch nie befanden sich im letzten Schuljahr so viele Schülerinnen und Schüler in Intensivmaßnahmen zum Deutschlernen (rund 36.000). Mit seinem schulischen Gesamtsprachförderkonzept verfügt Hessen über Strukturen und Angebote, die sich bereits in vorherigen Krisenzeiten bewährt haben. Die Prognose für dieses Schuljahr sieht rund 30.000 Schülerinnen und Schüler in Intensivklassen, darunter rund 13.500 aus der Ukraine (2022/2023: 16.000) und 9.300 aus Ländern außerhalb der EU mit hohem Flüchtlingsaufkommen wie Afghanistan, Syrien oder Somalia (2022/2023: 11.300). Die Zahl der Kinder und Jugendlichen in den Intensivklassen verringert sich aufgrund des Wechsels einiger in die Regelklassen. Hierfür liegt die Prognose bei 10.000 Schülerinnen und Schülern (2022/2023: 2.500). Die Qualität des gesamten Fördersystems zeigt sich auch daran, dass Hessen bundesweit einen der geringsten Anteile ausländischer Schulabgänger ohne Abschluss aufweist.

Ausbau der Angebote zur schulpsychologischen Unterstützung

Im neuen Schuljahr werden weitere 15 Psychologinnen und Psychologen das Team der Schulpsychologie an den Staatlichen Schulämtern verstärken. Zusammen mit den 15 zuvor bereits geschaffenen Stellen und den bestehenden 120 stehen damit 150 Stellen in der Schulpsychologie für die Umsetzung der Programme zur psychischen Gesundheit der Schülerinnen und Schüler sowie der Lehrkräfte zur Verfügung. Die von Fachverbänden empfohlene Mindestversorgung von 5000 Schülerinnen und Schülern je Schulpsychologen ist nahezu erreicht.

Neu startet das Serviceangebot „Psychische Gesundheit in der Schule“. Die Anlauf- und Koordinierungsstelle berät die gesamte Schulgemeinde (Telefon und Mail). Es geht um Prävention von psychischen Erkrankungen, die Förderung der Widerstandsfähigkeit und Stressbewältigung bei Kindern und Jugendlichen sowie die Unterstützung der Lehrkräftegesundheit. Zudem werden bestehende Aktivitäten, Programme und Kooperationen auf diesem Gebiet gebündelt und aufeinander abgestimmt.

Fortgeführt wird das gemeinsam mit der Landesschülervertretung geschaffene Angebot einer schulpsychologischen Videosprechstunde. An fünf Terminen im Schuljahr können sich Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen in eine Videokonferenz einwählen. Dabei erhalten sie auf Wunsch eine vertrauliche Beratung mit einer Schulpsychologin oder einem Schulpsychologen. Die Kontaktaufnahme geht auch über ein Online-Formular.

Multiprofessionelle Teams entlasten die Lehrkräfte an den Schulen

Für sozialpädagogische Fachkräfte gibt es rund 170 neue Stellen (insgesamt rund 1.150). Schulen in besonders herausfordernden Lagen erhalten über den Sozialindex 650 zusätzliche Stellen – im Gegenwert von 43 Millionen Euro. Die Stellen für sonderpädagogische Förderung sind auf mehr als 5.500 gewachsen. 3,4 Millionen Euro werden in Schulgesundheitsfachkräfte investiert, die Kinder, Jugendlichen, Lehrkräften und Eltern als Vertrauenspersonen in gesundheitlichen Fragen zur Seite stehen.

Digitalisierung und pädagogische Innovationen

Der Schulversuch zum neuen Unterrichtsfach Digitale Welt wird im neuen Schuljahr ausgeweitet. Nach bisher zwölf Pilotschulen nehmen aufgrund der positiven Reaktionen jetzt weitere 52 Schulen teil. Rund 9.000 Schülerinnen und Schüler der fünften und sechsten Klassen lernen damit in zwei freiwilligen, zusätzlichen Schulstunden anhand konkreter Aufgaben, unter anderem aus den Bereichen Wirtschaft und Umweltlehre, Grundlagen der Informatik wie Programmieren oder die Funktionsweise von Algorithmen kennen. Zudem behandelt das Fach wichtige Themen wie Datenschutz, Cyberkriminalität und verantwortungsbewusste Mediennutzung praxisnah. Das Pilotprojekt wird in Zusammenarbeit mit dem Hasso-Plattner-Institut in Potsdam und der Goethe-Universität Frankfurt durchgeführt, die den Schulversuch wissenschaftlich begleitet. Ziel der umfassenden Evaluation des laufenden Modellversuchs ist es, das Fach mittelfristig hessenweit im Regelunterricht einzuführen.

Nahezu alle Schulen in Hessen verfügen inzwischen über einen gigabitfähigen Internetanschluss.

Die neue und an die Schulen verteilte Handreichung „Künstliche Intelligenz (KI) in Schule und Unterricht“ richtet sich vor allem an Lehrkräfte, klärt über Chancen und Herausforderungen von KI-Technologien in der Bildung auf und gibt konkrete Anleitungen dafür, wie KI sinnvoll, aber auch verantwortungsvoll in Schulen genutzt werden kann. Es geht darum, Schülerinnen und Schüler auf die digitalen Chancen und Herausforderungen umfassend vorzubereiten. Die Anleitung wird ständig aktualisiert.

Mehr als eine Million vor allem Schülerinnen und Schüler nutzen inzwischen das Schulportal Hessen – die zentrale digitale Lern- und Arbeitsplattform für die Schulen. Es wird stetig weiterentwickelt. So kann das neue Videokonferenzsystem im Schulportal jetzt etwa für Konferenzen mit Lerngruppen, für Elternabende und für Lehrkräftekonferenzen eingesetzt werden.

Die beiden Hessen-Touren laufen in diesem Schuljahr weiter: Der Digital-Truck, ausgestattet mit modernster Technologie, besucht Grundschulen im ganzen Land. Dabei werden verschiedene Themenbereiche abgedeckt: Programmieren oder Robotik sind Teil des Angebots. Die Initiative „Deine Zukunft #REAL:DIGITAL“ richtet sich an weiterführende Schulen. In Workshops lernen die Jugendlichen der Jahrgangsstufen acht bis zwölf Schlüsseltechnologien für die digitale Arbeitswelt von morgen kennen.

Weitere Themen im neuen Schuljahr:

Schulausflugticket bringt freie Fahrt in Bus und Bahn

Kinder haben künftig bei Schulausflügen landesweit freie Fahrt in Bussen und Bahnen des öffentlichen Personennahverkehrs. Dafür erhalten alle Schulen bis zur Mittelstufe (Primarstufe und Sekundarstufe I) das neue Ausflugticket. Es berechtigt jeweils die Klasse, einschließlich der Lehrkraft und einer weiteren Begleitperson (wie etwa einen Elternteil), als Gruppe zur unentgeltlichen Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs. Das Schulausflugticket ist ein Angebot der Hessischen Landesregierung gemeinsam mit dem Rhein-Main-Verkehrsverbund, dem Nordhessischen Verkehrsverbund und dem Verkehrsverbund Rhein-Neckar.

Kulturbus Hessen bringt Kinder zu Kunst und Kultur

Kunst und Kultur sollen für alle zugänglich sein – deshalb können alle hessischen Schülerinnen und Schüler vom neuen Schuljahr an mit dem Kulturbus Hessen kostenlos zu besonderen Lernorten reisen. Jede Schule kann einen Bus über das durch das Land Hessen zur Verfügung gestellte Budget buchen. Besonders interessant ist das Angebot für Schulen im ländlichen Raum, die somit unkompliziert zu entfernten kulturellen Bildungsstätten reisen können.

Fakten in aller Kürze:

  • Hessen ist deutschlandweit Vorreiter mit verpflichtenden Deutschkursen ein Jahr vor der Einschulung für alle Kinder, die Sprachdefizite aufweisen
  • Damit erfüllt Hessen die Forderung von Bildungsfachleuten für eine frühe Förderung der Sprache Deutsch, insbesondere vor dem Hintergrund der stark gestiegenen Zahl von Kindern und Jugendlichen mit einer Migrationsgeschichte. Hessen ist eines der Länder mit dem höchsten Migrationsanteil 
  • Unter den zugewanderten ausländischen Schülerinnen und Schülern haben immer weniger keinen Hauptschulabschluss und immer mehr eine Qualifikation für ein Studium. Damit liegt Hessen im Ländervergleich mit an der Spitze. Zudem hat Hessen neben Bayern insgesamt die geringste Schulabbrecherquote
  • Das Land setzt das erfolgreiche Löwenstark-Förderprogramm fort, damit Kinder und Jugendliche nach den Folgen der Corona-Pandemie weiter unterstützt werden. Der Bund ist dagegen aus der Finanzierung ausgestiegen. 
  • Mehr Schulpsychologen, mehr schulpsychologische Angebote und eine neue Anlaufstelle zur psychischen Gesundheit für die ganze Schulgemeinde verstärken unsere Unterstützung in diesem Bereich

Der Schulversuch Digitale Welt wird auf insgesamt 64 Schulen mit rund 9.000 Schülerinnen und Schülern ausgeweitet